Journalist, Musiker, Malerin. Kaschuben / Slowinzen, Lemken, Juden – wir laden Sie ein, außergewöhnliche Persönlichkeiten kennenzulernen, die aus nationalen, ethnischen, kulturellen und religiösen Minderheiten stammen. Unsere Gäste werden ihre Kultur, Traditionen und ihr künstlerisches Schaffen vorstellen.
Sehr oft werden Minderheiten, ihre Initiativen oder Probleme von aktuellen politischen Ereignissen überschattet, sodass diese das öffentliche Bewusstsein nicht erreichen. Auch im Bereich des breit verstandenen kulturellen Erbes sind einzelne Minderheiten nur wenig präsent, deshalb auch lädt das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen (DAZ) zu einer Reihe von Treffen, die an dieses Thema anknüpfen. Die deutsche Minderheit und ihre Umgebung sind nicht das einzige Thema, das im Interessenbereich des Zentrums liegt: Wir wollen eine Plattform für den Dialog mit Vertretern und Institutionen anderer nationaler und ethnischer Minderheiten in Polen und Europa schaffen.
Unser erster Gast wird der Journalist Gerald Gräfe sein, ein Nachkomme der heute nicht mehr existierenden Volksgruppe der Lebakaschuben / Slowinzen, dessen Geschichte ebenfalls in der Dauerausstellung „Die Deutschen in Polen – Geschichte und Gegenwart“ zu finden ist, die im Hauptsitz des Zentrums in der ul. Szpitalna 11 in Oppeln präsentiert wird.
Die Lebakaschuben, auch Slowinzen genannt, sollten in der Volksrepublik Polen ein Zeugnis für die Spuren des Polentums in Vorpommern sein. Nach 1945 erinnerten sich nur noch die ältesten Bewohner abgelegener Dörfer an einzelne kaschubische Wörter, ihre Alltagssprache blieb Deutsch. In einer engen Gruppe überlebten die Slowinzen bis in die 70-er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts nur im Dorf Kluken, waren aber ständigen Schikanen ausgesetzt; schließlich verließen sie Polen und sind in den nachfolgenden Migrationswellen nach Deutschland gereist. Noch Mitte der 80-er Jahre verkündeten Propagandatexte: „Die polnische indigene Bevölkerung, die das Germanisierungsprogramm überlebte, ist das beste Zeugnis des lebendigen Polens in Westpommern.“ Heute ist die letzte Spur der Lebakaschuben das Slowinzische Dorfmuseum.
Von der Heimat in Pommern erfuhr der gebürtige Mecklenburger Gerald Gräfe mehrfach bei Familienfeiern. Seine erste Reise in das Land seiner Vorfahren unternahm er jedoch erst vierzig Jahre nach der Vertreibung seiner Großeltern und seiner Mutter. Seitdem zeichnet Gerald Gräfe die Familie Reimann auf. Er schrieb auch eine Reihe von Publikationen über die „alte Heimat“ in Kluken am Lebasee und über ihre Bewohner, die sich als Deutsche fühlten.
Das Treffen mit Gerald Gräfe ist das Erste aus einer Reihe, die im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen stattfindet. Wir laden Sie herzlich ein am 3. März 2023 um 17:00 Uhr im Hauptsitz des Zentrums in der ul. Szpitalna 11 in Oppeln. Moderatorin des Gesprächs wird Alicja Schatton-Lubos: Filmproduzentin, Regisseurin und Übersetzerin, Inhaberin der Produktionsfirma Vidifilm, die sich – neben Dokumentar- und Werbefilmen – mit der Organisation von Museumsausstellungen auf der Grundlage neuer Technologien befasst, einschließlich der Dauerausstellung im DAZ.
Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache mit Simultanübersetzung ins Polnische statt. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt; wir bitten Sie, Ihre Anwesenheit per E-Mail cdwbp@cdwbp.opole.pl oder telefonisch unter +48 77 407 50 12 zu bestätigen.
Weitere Treffen im Rahmen des Projektes Minderheiten im Dialog. Interkulturelle Gesprächsreihe findet am 21. April und am 13. Juni 2023 statt. Unsere Gäste werden von Musik und bildender Kunst begleitet. Mehr Informationen in Kürze! Finden Sie uns auf Facebook (CDWBP) und Instagram (CDWBP_DAZ).
Das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen wurde offiziell am 11. September 2022 eröffnet. Seine Hauptaufgaben sind es, über die Geschichte und Gegenwart der deutschen Gemeinschaft in Polen zu informieren und Materialien zu sammeln, die die aktuellen Aktivitäten und Initiativen der deutschen Minderheit dokumentieren.
Das Projekt Minderheiten im Dialog. Interkulturelle Gesprächsreihe wird vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) aus dem Haushalt des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland über den Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen finanziert.