24 Juli 2024

Der FC – DFK Oberschlesien bei der Europeada zwischen den Meeren 2024. Nord- und Südschleswig / Dänemark und Deutschland. Eine Nachlese.

Zwischen dem 28. Juni und dem 7 Juli 2024 fand die fünfte EUROPEADA statt.

Es ist die Fußballmeisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten aus ganz Europa. Diesmal nahmen an diesem Ereignis über 1000 junge Männer und Frauen mit 36 Mannschaften teil. Es ging dabei nicht nur um sportlichen Wettbewerb zwischen den einzelnen Mannschaften, sondern um offenen kulturellen Austausch zwischen den Minderheiten. Es ging neben den Spielen um Respekt, Toleranz und Völkerverständigung.

Der Veranstalter des Turniers war die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), also der größte Dachverband der einzelnen Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgruppen in Europa. Die FUEN hat die Turniere erfunden und veranstaltet sie seit 2008 alle vier Jahre, in der Regel zum gleichen Zeitpunkt wie die UEFA Europameisterschaft©. Die Europeada stellt sich als Aufgabe verbinden und stärken der einzelnen Minderheiten sowie das Sichtbarmachen aller Gruppen. Bei diesjährigen Wettbewerb nahmen 24 Männer- und 9 Frauenmannschaften teil.

Am 28. Juni um 22:30 trat unser Reisebus, ausgestattet mit einem breiten Aufkleber „FC DFK OBERSCHLESIEN“ seine Fahrt in Richtung Nordfriesland, an. Diesmal fuhr eine Männerauswahl aus ganz Oberschlesien und dazu, zum ersten Mal eine Damenmannschaft mit! Insgesamt waren es 42 Spieler und Spielerinnen, drei Trainer: Mateusz Labussek und die Trainerinnen: Barbara Żelichowska und Agnieszka Pluskota (sie spielte 35 mal für die polnische Frauennationalmannschaft), drei Physiotherapeuten: Tomasz Szpunar, Jakub Lewandowski und Roxana Fross, der Leiter des Turniers, Herr Martin Lippa, der technischer Tausendsassa und gute Seele für alles, Marius Kowolik und zuletzt meine Wenigkeit, zuständig fürs Dolmetschen, Photographieren und Pressearbeit. Die Stimmung war vom Anfang an sehr gut, und abgesehen von einer Grenzkontrolle an der Deutsch – Polnischen Grenze, verlief die Fahrt reibungslos.

An Ort und Stelle landeten wir in dem nordfriesischen Bildungszentrum „Nordsee Akademie“ in Leck. Kleine rote Ziegelgebäude, malerisch in einem Park gelegen, haben uns geradezu begeistert. Nachmittags fuhren wir zum Eröffnungsakt, wo sich alle Mannschaften präsentierten. Unsere wunderschönen Sportanzüge und Fahnen stachen aus der Menge deutlich heraus! Den Rest des Tages haben wir uns ausruhen können, um am Abend das Fußballspiel beim public vieving zusammen mit den Einheimischen anschauen zu können. Wir fuhren bei 30° C los, im Nordschleswig gab es dagegen 17°, andauernden kalten Sturmwind (man nennt es dort „steife Brise!“) und permanenten Wechsel von Regen und Sonne!

Buchstäblich um die Ecke gab es einen Fußballplatz, auf dem beide Mannschaften trainieren konnten. Dabei trugen alle bereits ihre schicke Sportanzüge. Am nächsten Morgen gingen die Spiele los und fanden dann an jedem kommenden Tag statt. Die Mannschaften standen daher unter enormen Belastung, weil die Spiele einen Tag nach dem anderen stattgefunden haben und es gab dazwischen keinen Ruhetag. Das wiederum setzte unsere drei Physiotherapeuten in Bedrängnis, denn sie haben die Spieler bis tief in die Nacht behandeln müssen. Zum Glück kam es jedoch zu keinen schlimmeren Verletzungen. Nach erholsamen Schlaf und nach dem Frühstück fuhren wir dann zu den einzelnen Spielstätten los. Unsere Mannschaften spielten meist in Dänemark in unterschiedlichen Ortschaften, allerdings gab es keine Zeit zum Besichtigen. Also bewunderten wir die kleinen roten Ziegelhäuschen und die ordentlichen Städchen lediglich aus dem Bus. Die Busfahrer machten aber für uns kleine Extratouren, damit wir die schönen Landschaften zwischen Dänemark und Nordschleswig bewundern konnten.

Unsere Männer haben ihre Gruppe als Erster verlassen. Am 30. Juni spielten sie gegen die Minderheit der Slowaken und Tschechen in Rumänien und gewannen 5:0. Am nächsten Tag schlugen wir die Roma Minderheit aus Rumänien 13:0. Um anschließend am 2. Juli die Mannschaft des Serbske Mustwo aus der Lausitz 3:0 zu besiegen. Auf  diese Weise kamen wir als Sieger aus der Gruppe heraus.

Am 4. Juli spielte unsere Mannschaft gegen die Mannschaft aus dem italienischen Friaul. Das spiel war lange Zeit ausgewogen, allerdings nach einem eher hässlichem Fußball seitens unserer Gegner und einem ungerecht gegebenem Strafstoß waren wir den Friûlen unterlegen. Das Endergebnis war 2:1. Dazu möchte ich bemerken, dass deren Mannschaft ein regulärer Fußballklub ist, der permanent Trainiert und in der Regionalliga spielt. Nach dem Spiel haben sie uns erzählt, dass sie vor unserer Mannschaft die größte Angst hatten und nicht glauben wollten, dass unsere Fußballer erst seit ein Paar Wochen zusammengespielt haben. Hiermit schieden wir aus dem Viertelfinale aus und mussten uns nach weiteren zwei Spielen mit dem 6 Platz unter 24 Mannschaften begnügen. Am Ende haben die Friûler das Turnier gegen die Mannschaft der Occitània aus Südfrankreich 2:0 gewonnen.

Unsere Damen hatten leider nicht so viel Glück. Ihr erstes Spiel am 30. Juni gegen die Mannschaft aus Südtirol haben sie mit 10:0 verloren. Im zweiten Spiel am 1 Juli hatten sie gegen eine körperlich stark überlegene Frauenmannschaft aus Nordschleswig zu kämpfen. Trotzdem waren sie technisch den Gegnerinnen überlegen, aber am Ende hat deren körperliche übermacht zum 2:2 Ergebnis geführt. Somit kamen wir aus der Gruppe raus und spielten um die weiteren Plätze weiter. Am 4. Juli gab es das Spiel gegen Les Ladins 1:1, und am 5. Juli gegen Serbske Mustwo 2:2 und gegen Las Rumantschas 0:1. Im Endergebnis landeten wir am 5. Platz von 9 Frauenmannschaften.

Nach drei Spieltagen gab es einen Ruhetag, den alle in einer dänischen Bildungsstätte am Knivsberg verbracht haben. Über Tausend Teilnehmer trafen sich und haben gemeinsam gefeiert. In der weiten Parkanlage gab es nach dem offiziellen Teil verschiedene Wettbewerbe und Spiele, alle Teilnehmer brachten eigene Stände aus der Heimat mit, in denen sie ihre Minderheiten präsentieren konnten. Zwei Mädchen und zwei junge Männer trugen oberschlesische Trachten und sahen hervorragend aus! Es gab viel zu Essen und Trinken, dazu diverse regionale Schmankerl!

Beide Mannschaften der FC DFK spielten alles in allem einen sehr guten, durchdachten und modernen Fußball. Lange Pässe quer über das gesamte Spielfeld, schnelle Kombinationen sowie stete Ballbesitzüberlegenheit machten die Spiele spannend und interessant. Auch die Schnelligkeit der Stürmer und hohe Wirksamkeit der Verteidiger ließen nichts zu Wünschen übrig. Alle Trainer und Trainerinnen machten ihre Arbeit sehr gut und die Spieler und Spielerinnen haben ihr Aufgabe gut ausgeführt. Was fehlte war vielleicht die fehlende Turniererfahrung bei den Mädchen, jedoch haben sie sich von ihrer ersten Niederlage schnell erholt und boten den nächsten Gegnerinnen nicht nur ihre Stirn sondern steigerten sich in ihrer Gesamtleistung vom Spiel zu Spiel. Vor allem die zielsicheren Fernschüsse unserer Kapitänin waren ganz große klasse!

Die Herren hatten, ähnlich wie die Damen, nur wenige Wochen vor dem Turnier damit begonnen, eine Mannschaft zusammenzustellen. Nichts desto Trotz spielten auch sie einen wirkungsvollen, schnellen und torreichen Fußball! Nicht ohne Grund haben wir drei Spiele haushoch gewonnen. Erst harte Faule, und schließlich ein unbegründeter 11 Meter haben uns gestoppt. Aus den Gesprächen haben wir im nach hinein erfahren, das die Sorben, die Südtiroler und hier ganz besonders die Friûler, welche letztendlich das Turnier gewonnen haben, vor uns geradezu Angst hatten. Im übrigen haben sie genauso hart gegen die Occitànier gespielt, was am Ende in einer Massenschlägerei auf dem Spielplatz endete! Gewonnen haben sie trotzdem.

An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an alle Spender und Unterstützer aussprechen. Es waren: das Haus des deutschen Ostens (München), FUENHENKEL, der Bayerischer Landtag, das Bundesministerium des Innern und für die Heimat, Marschallamt der Woiwodschaft Schlesien, Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln und der Śląski Związek Piłki Nożnej. Ohne ihre Unterstützung wäre diese Fantastische Reise nicht zustande gekommen! Abermals, herzlichen Dank!

Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei zwei Personen gesondert bedanken. Zunächst wäre da unser guter Busfahrer, Herr Grzegorz Szydlo. Er hat uns nicht nur äußerst zuverlässig überall hin- und hergefahren! Er hat uns immer beim be- und entladen unser Bälle, Trikots und Ausrüstung geholfen! Auch beim Aufhängen unserer Banner und Fahnen war er immer dabei. Immer geduldig und lustig wurde er zum Mitglied unser Gruppe!

Zuallerletzt möchte ich mich bei dem Organisator und Leiter unseres Teams, Herrn Martin Lippa ganz besonders bedanken. Sein unermüdlicher Einsatz, ein Jahr voller Vorbereitung, Verhandlungen in Polen aber auch in der BRD, unzählige Gespräche und Termine führten letztendlich dazu, dass wir mit einem als solchen gekennzeichnetem, Mannschaftsbus des FC DFK Oberschlesien fuhren (keine einzige Mannschaft hatte so was!)! Auch für große Banner des FC DFK Oberschlesien und deutsche Fahnen hat er gesorgt! Wir bekamen wunderschöne neue Trikots in Blau und Gelb! Auch andere Mannschaften waren elegant gekleidet. Alles, absolut alles lief gänzlich reibungslos, war fantastisch durchdacht und ausgeführt. Alles hat geklappt und es gab keine einzige Panne! Herzlichen Dank, lieber Martin! Das war meisterhaft! Ohne Dir wäre das nicht gegangen!

Ich möchte mich auch persönlich bedanken. Eine solche tolle Stimmung habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Darüber hinaus kann ich reinen Gewissens behaupten, dass unsere Mannschaften würdig und stolz unsere oberschlesische Heimat vertraten. In der Zukunft werden sie ganz sicher sich stark steigern. Das Potenzial ist da! Ich bin froh und dankbar, dass ich dabei sein durfte und dass ich auch einen kleinen Baustein dem Gelingen hinzufügen konnte!

 

Damian Schwider
Landsmannschaft der Oberchlesier