Deutschland als Feindbild – im polnischen Wahlkampf scheint die Regierung darauf zu setzen und darunter leidet auch die deutsche Minderheit im Land. Deren Rechte in Polen sind weitreichender als die der Polen in Deutschland, weil sie aufgrund der Historie eine anerkannte nationale Minderheit sind. Doch die Regierung hat die Mittel für diese Minderheit gekürzt und macht antideutsche Stimmung.
Sendung der ARD 1 (Europamagazin) vom 11.12.2022
Die kurze Reportage beginnt mit einigen Aufnahmen von einem Musikwettbewerb des deutschen Liebes für Kinder. Es geht darum, die deutsche Sprache als Teil der Identität der deutschen Minderheit hier in Polen zu erhalten. Und auch jetzt, wo genau das von der polnischen Regierung erschwert ist. „Wir dürfen es jetzt nicht aufgeben, nur, weil die Politik gerade mal einen Streit wieder ausrichtet oder weil die Politik sich wieder mal etwas vorgenommen hatte, was gegen das Deutsche ist“, sagt Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen an die im Saal versammelten Eltern und Gäste. „Wir hier wissen, was wichtig für unsere Kinder ist, was wichtig für unsere Zukunft ist. Und das ist nun mal die deutsche Sprache.“ Rafał Bartek hat Sorge, dass die Strukturen, die jahrelang aufgebaut wurden, um die deutsche Sprache wieder zu beleben, nun unwiederbringlich zerstört werden.
Mit etwa 30 000 Mitgliedern lebt ein Großteil der deutschen Minderheit in Polen hier im Oppelner Schlesien. Erst seit der Wende vor mehr als 30 Jahren kann die Gemeinschaft wieder offiziell die deutsche Sprache und Kultur pflegen. Dazu zählt auch Deutschunterricht in den Schulen. Drei Stunden pro Woche war bisher die Regel, doch die polnische Regierung hat die Mittel dafür dieses Jahr drastisch gekürzt. Die Mittelkürzungen betreffen nur die deutsche Minderheit. Polens Regierung begründet das damit, dass die Bundesregierung zu wenig für die polnische Gemeinschaft in Deutschland tue.
Eine der von den Kürzungen getroffenen Schulen ist die Grundschule in Dembiohammer in der Nähe von Oppeln. Die Schule hat sich mit Bitte um Unterstützung an die Gemeinde gewandt und war damit erfolgreich; die fehlenden zwei Stunden hat die Gemeinde gedeckt. Anna Buhl, Deutschlehrerin, fühlt sich durch das Signal aus der Hauptstadt verletzt: „Auf einmal bin ich Mensch der zweiten Kategorie“.
„Für Kinder ist die Sprache ein Teil ihrer Identität“, betont Krystyna Jakuczek, Direktorin der Schule. „Deshalb ist es wichtig, dass sie die Tradition und Bräuche bewahren können. Wenn sie aufhören, Deutsch zu lernen, würden sie ihre Wurzeln verlieren“.
Das Video ist bis zum 11.12.2023 online verfügbar: Europamagazin: Polen: Deutsche Minderheit unter Druck | ARD Mediathek
ARD 1
Relacja: Kristin Joachim
Montaż, kamera: Bartosz Klimas
Bearbeitung: vdg.pl